Das Fronleichnamsfest ist heute wie früher ein hoher Feiertag für die Katholiken der Pfarrgemeinde.
Auch wird heute noch eine feierliche Prozession durchgeführt. Einiges aber hat sich gegenüber früher zwischenzeitlich geändert, nämlich der Prozessionsweg und das Böllern.
Wie beim Besuch von Kaisern und Königen wurde früher mit eigens dafür angefertigten kleinen Kanonen geböllert, und zwar jedes Mal dann, wenn der Priester an einem Altar der vier Fronleichnams- Stationen angekommen war.
Der heutige Prozessionsweg ist ein kurzer Spazierweg gegenüber dem früheren.
Die erste Fronleichnamsstation war die Klause in Priggenhagen gegenüber dem Haus Lohmann.
Von hier aus ging es an dem Bahnwärterhaus „Drei-Kaiser-Eck“ vorbei bis zum Kreuz des Hofes Take.
Die dritte Station war das Kreuz Wehdemeyer an der Bokeler Straße.
Der Prozessionsweg folgte dann der Lindenstraße und der Hasestraße.
An der Hasestraße — jetzt Gehrder Straße — befand sich vor der Küsterwohnung die später im Zuge des Bundesstraßenbaus abgebrochene „Leo-Kapelle“, nach dem zum Zeitpunkt des Erbauens der Kapelle
amtierenden Papst Leo benannt.
Hier wurde die vierte und letzte Station gemacht.
Infolge des Eisenbahnbaues im Jahre 1876 traten beim Überqueren der Bahngleise mit zunehmendem Zugverkehr immer größer werdende Schwierigkeiten auf.
Pfarrer Hellen änderte aus genanntem Grunde den Verlauf des Prozessionsweges. Anstelle der vorhandenen Klause und Kreuze in Priggenhagen wurden für den Tag des Fronleichnamsfestes Altäre errichtet, neben anderen auch ein Altar vor dem damaligen Gebäude der Rektoratschule — jetzt das Elektrogeschäft Hülsmann.
Die Lehrer und Schüler legten ihren ganzen Ehrgeiz darin, den schönsten Altar zu haben.
Auch gab es für die Schüler willkommene schulfreie Tage. Da war das Aufbauen und Schmücken
eines Fronleichnam-Altares doch weit schöner als das Lernen in der Schule!
Bis zum Zeitpunkt des Ausbaus der Wasserkampstraße nach dem ersten Weltkrieg pilgerten die Prozessionsteilnehmer durch die damals noch unbefestigte Kuhstraße — jetzt Gehrder Straße.
Darüber, daß nun der Fronleichnams-Prozessionsweg den Ortsteil Priggenhagen nicht mehr berührte, waren einige Bürger dieser Bauerschaft recht verärgert. War es bisher Ehrensache einiger Männer aus Priggenhagen, während der Prozession mit kleinen Böllern Salutschüsse abzugeben, so weigerte man sich nun, diese Tätigkeit zu verrichten. Bürger aus dem Ortsgebiet Bersenbrück übernahmen diese Aufgabe gern.
Zwischenzeitlich verzichtete man gänzlich auf das Böllern. Die kleinen „Geschütze“ sind im Kreismuseum zu sehen, und der Betrachter kann sich beim Ansehen an alte Zeiten erinnern. Vielleicht ist der Zeitpunkt nicht fern, und es kann nur noch eine Fronleichnamsfeier durchgeführt werden!?
Quelle:
ERNST SCHULTE:
(aufgeschrieben nach Berichten des Landwirts Hermann-Joseph Niemann)
aus 25 Jahre Drei Burskupper Schützenverein 1957 – 1982
Wer die Heimat liebt, wird stets darum bemüht sein, seine Heimat, die Gewohnheiten seiner Bewohner sowie Sitten und Bräuche besser kennen zu lernen.
Vieles von dem, was nachstehend von ERNST SCHULTE niedergeschrieben wurde, konnte dieser den Aufzeichnungen des großen Heimatfreundes Hermann-Joseph Niemann, Woltrup (geboren am 20. 11. 1866, gestorben am 16. 8. 1954), entnehmen.