BERSENBRÜCK – PRIGGENHAGEN – Von Otto zu Hoene NOZ 18.04.1996
Überflutungen der Hase reichten über die Bramscher Straße hinweg
Die Bauerschaft Priggenhagen ist Bersenbrücks jüngster Ortsteil
Der Ortsteil Priggenhagen hat als jüngste Bauerschaft des alten Kirchspiels Bersenbrück mit ehemals 19 Markkotten, acht Erbkotten, dem Halberben Welp und dem Vollerben Wedemeyer eine wechselvolle Geschichte.
Im Jahre 1422 erscheint das Wort urkundlich erstmals mit dem Domherrn und Syndikus des Domkapitels „Volquinus Priggenhagen” als Familienname in Osnabrück.
Die Familie Priggenhagen scheint jedoch schon um 1380 in Osnabrück ansässig gewesen zu sein und das Bürgerrecht besessen zu haben. Ein Namensvetter Johannes Priggenhagen war als Doctor beider Rechte Mitglied des Domkapitels, Kanoniker und Dechant am St.Sylvester-Stift zu Quakenbrück; er starb 1498.
Die Osnabrücker Patrizierfamilie stammte aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem gleichnamigen Bersenbrücker Ortsteil, wenngleich die ältesten Rechnungsbücher des Klosters Familie und Hof Priggenhagen nicht vor 1485 registrieren.
Die Bauerschaft selber tritt schon im Jahre 1458 im Viehschatzregister der Ämter Fürstenau und Vörden ins Licht der Geschichte, deren früheste Siedlungen, abgesehen von Welp und Wedemeyer, die ursprünglich zu Bokel gehörten, die acht Erbkotten oder Drittelerben sind, von denen vier auf dem Brinke am Westrand des Klostergutes und vier an dessen Südstrand liegen.
Die vielen Markkotten aber, nach oder um 1500 entstanden, verleihen der Ortschaft einen besonderen Charakter, indem diese neben der Landwirtschaft auch ein Handwerk beherbergten oder dem Kloster auf andere Weise verpflichtet waren.
Alle diese Siedlungen lagen „fast ganz rund um die Ländereien des Klosters wie ein „Freier Hagen” und waren mit wenigen Ausnahmen dem Kloster eigenhörig.
Nach dem bekannten Heimatforscher Hermann Niemann-Woltrup (1866-1954) reichten die Woltruper Wiesen bis an die Türen der Priggenhagener Häuser und hatten ehedem die uralte Bezeichnung „Runze”-Wiesen. Doch bildet die Ostgrenze Priggenhagens heute die Hase mit ihrem damals mehreren Flußläufen, die in den nassen Jahreszeiten alsbald über die Ufer traten.
Bei Hochwasser war alles überschwemmt, und die Fluten zogen bis hin zur Bramscher Straße und schwappten gar nicht selten über die Straße, was vielen Bürgern in Erinnerung geblieben ist.
Einige der Flurnamen haben dieses Naturgeschehen bis heute überliefert.
Die Wassermassen bespülten oft auch die NordostGrenze Woltrups und so führen den Namen „Heßel” (1235 Hesle) = Hasemann = gleich zwei Vollerbenhöfe, heute Mertens und Heßler, ehemals Hessel minor und Hessel major. östlich der B 68 von Heßler bis „Steinpiepen” (früher eine Brücke beim „Heßler-Loh” unweit Küthe-Bömker, jetzt Schröder) und westlich zwischen der B 68 und dem Bahnkörper hießen Grundstücke je nach Größe „Heßelacker, Heßelbrede, Heßelflach”. Das Gelände zwischen Peselmann und Macke führte die alte Bezeichnung „auf der Heßlage”, die sich heute jedoch nur noch auf Schonen Wiese bezieht an der Kreuzung beim „Marktplatz Priggenhagen “.
Hermann Niemann, Kenner der Ortsgeschichte, hielt den gesamten Komplex nördlich der Häuser Peselmann und Macke bis hin zu Kruse und Küster noch als zur „Heßlage” gehörig. War dann die Wiese bis gegenüber Schneidermeister Lohmann bis der Priggenhagener Klause überflutet, nannte man das die „Wehrflut”, weil das Wasser direkt aus den Hasearmen bis dahin strömte, und so stand früher auch das Gebiet der Heßlage während der Fluten der nassen Jahreszeiten in der Regel unter Wasser, und das zum Leidwesen der Bewohner. Diese Wassermassen ergossen sich nicht selten hin bis zu Mäscher (jetzt Moormann) und zum Hofe Kief, wo es nicht von ungefähr eine Flur „im Mersche” gibt, was nasse morastige Wiesen bedeutet; Mäscher hat seinen Namen davon bekommen.
Nicht nur die beiden Heßler-Höfe in Woltrup, sondern auch die genannten Fluren, wie die„ Heßlage”, leiten ihren Namen ab von dem Hase-Fluß, dessen Wassermassen es dort zu bezwingen galt. Der Landstrich „Auf der Heßlage” war ein Teil der Bokel-Priggenhagener „Sette”, einer Weisung innerhalb der großen Bersenbrücker Gomark.