Das Elektrizitätswerk Brüwer

Die bis 1929 selbständige Gemeinde Priggenhagen hatte nicht nur die erste Schule im Bereich der jetzigen Stadt Bersenbrück; dank der Initiative und dem Können des am 14. Mai 1894 geborenen und am 30. Dezember 1976 gestorbenen Elektromeisters Aloys Brüwer ent­stand auch in Priggenhagen bereits im Jahre 1911 das erste Elektri­zitätswerk.

In der Werkstatt seines Vaters, des Wagenbauers Heinrich Brüwer, begann der spätere Elektromeister Aloys Brüwer schon als 17jähriger mit seinen Versuchen, Geräte maschinell anzutreiben. Im väterlichen Betrieb waren es vor allem die Bandsäge und Bohrmaschine, die den jungen Brüwer auf den Gedanken brachten, diese Maschinen müß­ten auch mechanisch anzutreiben sein. Es gelang dem technisch hoch­begabten Brüwer junior. Und damit war der Anfang für weitere

Versuche gemacht. Schon ein Jahr später, also 1912, mußte der Raum, in dem der Antriebsmotor für die Bandsäge und Bohrmaschine stand, vergrößert werden.

Aloys Brüwer baute einen 10-PS-Benzin-Benzol-Motor mit Naphta­lineinrichtung (Fabrikat Motor Benz, Mannheim) ein. Gleichzeitig wurde die bisherige Kraftübertragung über eine Transmissionswelle aufgegeben und zum Direktantrieb übergegangen.

Es würde zu weit führen, wollte ich in dieser Festschrift und als Laie auf dem Gebiet der Elektrotechnik den ganzen Werdegang des spä­teren Elektrizitätswerkes niederschreiben.

Zum Haus Briiwer in Priggenhagen kann folgendes gesagt werden: Das Haus erbaute Zimmermeister Heinrich Kreke, von diesem erhielt es Martin Kreke. Martin Kreke verkaufte das Haus an Heinrich Brüwer, der es an seinen Sohn Aloys vererbte. Jetziger Eigentümer: Heinz Brüwer

Einige Daten sollen aber noch einmal genannt werden: 1914 ver­sorgte der Betrieb Brüwer 10 Anschlußnehmer mit Elektrizität. 1915 waren es schon 19 Anschlußnehmer. Im Herbst 1915 baute man eine Freileitung nach Bokel. Damit stieg die Elektrizitäts-Abnehmerzahl auf 31.

In Woltrup war es Bauer Rauf, der einen eigenen Benzinmotor be­saß, den man 1916 auf Naphtalinbetrieb umstellte. Von diesem Be­trieb im Hause des Bauern Rauf wurden in Woltrup 16 weitere Betriebe mit Elektrizität versorgt.

Die Technik schritt rapide schnell weiter. Und so erhielt 1917 die Anlage Rauf eine Akku- Batterie 80 Ampere-Stunden (Fabrikat Gott­fried Hagen, Köln-Kalk), Spannung 220 Volt.

Im gleichen Jahr, im Herbst 1917 wurde auch der Betrieb in Priggen­hagen derart großzügig umgestellt, daß nunmehr die gesamte Ver­sorgungsanlage in Priggenhagen und Woltrup unter einem Dach ver­einigt werden konnte. Diese Umstellung leitete Aloys Brüwer inner­halb zweier aufeinanderfolgender Genesungsurlaube persönlich. Zu bemerken ist, daß Brüwer wie viele andere junge Männer in dieser Zeit als Soldat seinen Frontdienst verrichten mußte. Mit der vorge­nannten Betriebsumstellung stieg die Anschlußnehmerzahl auf 70 Haushalte. — 1924 waren es 100 Abnehmer.

1925 erfolgte in Bokel und Woltrup-Wehbergen der Ausbau des Lei­tungsnetzes auf Drei-Leiter-System. Damit wurde der dringende Wunsch der Abnehmerschaft auf Kraftstromversorgung erfüllt. Trotz einer Krisenzeit in Deutschland um 1928 konnten schon 1927 auch Betriebe und Wohnungen in der Gemeinde Westrup-Brickwedde an das Leitungsnetz des Elektrizitätswerkes Brüwer angeschlossen werden. Nun waren es bereits 140 Anschlußnehmer.

In der Zeit von 1934 bis 1939 vollzog sich im Betrieb Brüwer in Priggenhagen ein weiterer Umbau zum Wohle der Bürger in Priggen­hagen, Bokel und Woltrup-Wehbergen. Der Umbau war recht kost­spielig und wurde stark negativ durch den im Jahre 1939 beginnen­den zweiten Weltkrieg beeinflußt.

Es wird noch manchem Bürger Bersenbrücks in Erinnerung sein, als 1944 Bomben und direkter Beschuß das Leitungsnetz stark beschä­digten.

1947 baute Elektromeister Aloys Brüwer noch einmal zur Verbesse­rung seines Werkes einen aus Kriegsbeständen erworbenen 700-PS­Maybach-Zwölfzylinder-Motor ein.

Die Elektrizitätsabnahme stieg in dieser Zeit derart stark an, daß man aus dem Netz der Nike Strom übernehmen mußte.

Dies war dann auch der Zeitpunkt, daß Überlegungen angestellt wurden, ob der Familienbetrieb Brüwer seine Selbständigkeit behal­ten solle und könne oder ob der „große Bruder“ Nike alleiniger Stromlieferant für die Zukunft sein werde. — Er wurde es. Am 7. Dezember 1949 stellte Elektromeister Aloys Brüwer seinen Betrieb der Nike zur Verfügung.

Geblieben sind ihm auch heute noch über sein Grab hinaus der Dank und die Anerkennung all derer, die seine Pinonierarbeit hinsichtlich elektrischer Stromversorgung des Raumes Bersenbrück zu schätzen wissen.