Früher war es Brauch, daß man am ersten Ostertag als erste Tagesmahlzeit
den guten deftigen Speckpfannkuchen aß.
Am Tage vorher, am Karsamstag, dem „Poaskesoaterdag“, hatte man möglichst viele Eier gegessen.
Wahre Eßrekorde wurden aufgestellt.
Nachmittags am Ostersonntag hatten die jungen Leute alle Hände voll zu tun,
für den Abend das Osterfeuer vorzubereiten.
Der Chronist Niemann schreibt, daß die Bokeler Bürger um 1870/80 ihr Osterfeuer
stets an dem Weg abbrannten, der von Geers Mergelkuhlen zum Sültemoore führte.
In Woltrup habe man es auf dem Mersch oder auf dem „Fangwege“ abgebrannt.
Nach Meinung älterer Leute mußte jeder am Osterabend wenigstens ein Osterfeuer gesehen haben.
Derjenige, der kein Osterfeuer habe sehen können, sei gewissermaßen ein „Todeskandidat“ gewesen.
Vielleicht ist diese Aussage so zu erklären, daß jeder gesunde Mensch am Osterabend mindestens
bis vor die Haustür ging und dann bei der Vielzahl der abgebrannten Osterfeuer sicher wenigstens
ein Feuer sah. Der kranke, bettlägerige Mensch konnte aber nicht nach draußen gehen
und sah somit zwangsläufig auch kein Feuer. Da er schon krank war, kam vielleicht zu damaliger Zeit
bei vielen Kranken der Tod hinterher.
Nach dem Abbrennen des Osterfeuers wurde unter den jungen Leuten die Asche verkauft und für den Erlös aus der verkauften Asche Schnaps gekauft. Dann ging’s rund mit der Minna!
Quelle:
ERNST SCHULTE:
(aufgeschrieben nach Berichten des Landwirts Hermann-Joseph Niemann)
aus 25 Jahre Drei Burskupper Schützenverein 1957 – 1982
Wer die Heimat liebt, wird stets darum bemüht sein, seine Heimat, die Gewohnheiten seiner Bewohner sowie Sitten und Bräuche besser kennen zu lernen.
Vieles von dem, was nachstehend von ERNST SCHULTE niedergeschrieben wurde, konnte dieser den Aufzeichnungen des großen Heimatfreundes Hermann-Joseph Niemann, Woltrup (geboren am 20. 11. 1866, gestorben am 16. 8. 1954), entnehmen.